Willy Ronis (1910 -2009)
geb. in Paris, Aktstudien, Reportagen, Street Photography, "Photographie Humaniste", Mitglied von Groupe des XV und Agentur Rapho, zahlreiche Publikationen, Goldmedaille auf der Biennale 1957, Grand prix national des Arts 1979, Prix Nadar 1981.
Willy Ronis ist Mitglied des berühmten Triumvirats französischer Fotografen, neben Henri Cartier-Bresson und Robert Doisneau, die eine besondere Art des Fotografierens einführten. Zusammen fanden sie eine zwanglose, oft humorvolle, manchmal ironische Art Bilder zu machen, die gekennzeichnet sind durch ein kongeniales Zusammenwirken von uneingeschränkter Sympathie gegenüber dem Menschen und einem dokumentarischen Interesse.
Nach dem zweiten Weltkrieg, als Cartier-Bresson für die Magnum Agentur durch die Welt reiste, haben Doisneau und Ronis, die beide für die Rapho Agentur arbeiteten, sich darauf konzentriert, den Aufbau und die Entwicklung Frankreichs zu fotografieren.
In Willy Ronis frühesten Fotografien sieht man Menschen, die auf dem Land oder in der Fabrik arbeiten. Seine Sympathie zu den Arbeitern blieb immer als ausschlaggebendes Element in seinen Werken bestehen.
Nach dem Krieg hat sich Ronis Ansicht über die Gesellschaft verändert. In seinen Bildern wird das Individuum aus der Menschenmenge hervorgehoben, die eingefangenen Stimmungen sind vielschichtiger und bunter.
Einige seiner Bilder wurden zeitgenössische Ikonen - entgegen seiner eigentlichen Intention z.B. das „Nu provencal", das seine Frau zeigt, als sie sich in ihrem Sommerferienhaus ihr Gesicht über einem alten Waschtisch wäscht. Doch die Zeitlosigkeit, die angedeutete Erotik des Bildes und die greifbare, klare Darstellung der Atmosphäre, des Duftes und des Lichtes wie an einem warmen Nachmittag, machen dieses Werk zu seinem Meistveröffentlichten. Ein Interesse an der Aktfotografie zieht sich wie ein roter Faden durch seine Werke.
Bei genauerer Betrachtung vieler Fotografien von Willy Ronis erkennt man, dass sie durch ihre scheinbar fehlende Perfektion und ihrem prägnanten Humor lebhaft werden, z.B. erscheint auf einem Foto ein Kinderwagen als störendes Element. Dieser Kinderwagen steht neben einem Seemann, der seine Freundin gerade vor einem Schiff umarmt. Was sonst als Verwirrung und unpassend empfunden wird, erzeugt hier eine unvergleichliche Stimmung.
Genau wie Doisneau arbeitete Ronis regelmäßig für die linke Presse, die über Streiks und Katastrophen berichtete. Er war immer darauf bedacht, dass seine Fotografien mehr als nur eine allgemeine Analyse der Ungerechtigkeit des Kapitalismus verstanden werden konnten. Als er in der Photoagentur arbeitete, merkte er bald, dass er die Kontrolle darüber verlor, wie seine Fotografien dargestellt und unter welchem Titel sie veröffentlicht wurden. So verließ er die Agentur Rapho 1955, weil die Fotos nicht in seinem Sinne genutzt wurden. Seine prinzipielle Verweigerung solche Kompromisse einzugehen, wirkte sich auf seinen Lebensunterhalt aus; Aufträge kamen nur noch selten. Wie schon im Krieg zog Willy Ronis wieder in den Süden und hielt sich als Lehrer über Wasser, da die Aufträge weiter nachließen.
Allerdings setzte er seine Arbeit für sich selbst weiterhin fort. 1970 ging er zurück zu Rapho und ab der Mitte des Jahrzehntes begann eine neue Generation die Wichtigkeit seiner Werke sowohl im historischen als auch im gegenwärtigen Kontext zu erkennen. Willy Ronis warmes, skeptisches Auge spricht viele Menschen an. Einen Platz in der Geschichte der Fotografie ist ihm sicher.
Wichtige Ausstellungen - Auswahl
2018
Willy Ronis & Marc Riboud - France 1935 - 1985, in focus Galerie, Köln, Deutschland
Willy Ronis par Willy Ronis, Pavillon Carré de Baudoin, Frankreich
2013
Willy Ronis, Dina Mitrani Gallery, USA, Paris
2012
Reflections of France, Willy Ronis, Kathleen Ewing Gallery, USA
2010
Willy Ronis, Musée de la Monnaie, Frankreich
Retrospective, Willy Ronis, CAP Centre atlantique, Frankreich
Willy Ronis, FORMA per la Fotografia, Italien
2009
FOTOGRAFIE 1934-1998, Arles RIP, Frankreich
rétrospective, Willy Ronis, Eglise Sainte-Anne, Frankreich
Early work, Willy Ronis, Jackson Fine Art, USA
2008
Willy Ronis, Le Château d’Eau, Frankreich
Mountains, HackelBury Fine Art, Großbritannien
2007
A Retrospective of the Photographer in His 98th Year, Peter Fetterman Gallery, USA
El Humanismo de Willy Ronis, Kowasa Gallery, Spanien
2006
Retrospective Willy Ronis, Centro Social y Cultural de la Fundación, Spanien
La vie - en passant, Museum Sankt Ingbert, Deutschland
2005
Ausstellungstournee: Museen in Berlin / Iserlohn / Oldenburg / Stuttgart
Hotel de Ville, Paris, Frankreich
2004
Suermondt Ludwig Museum, Aachen, mit Leihgaben der in focus Galerie, Köln
Espace Scavi Scaligeri, Verona, Italien
2003
Fribourg, Schweiz
Kamera und Fotomuseum, Leipzig, kuratiert durch in focus Galerie, Köln
2002
in focus Galerie, Köln, Deutschland
2001
Prag, Tschechien
2000
Museum für Fotografie, Charleroi, Belgien
in focus Galerie, Köln, Deutschland
Museum of Contemporary Art, Kyoto, Japan
1995
Museum of Modern Art, Oxford, Großbritannien
1994
Hotel du Sully, Paris, Frankreich
1990
Musée de l´Elysée, Lausanne, Schweiz
1985
Palais de Tokyo, Paris, Frankreich
1982
Focus Gallery, San Francisco, USA
1980
Arles - RIP
1955
Family of Man, MoMA, New York, USA
1951
MoMA, New York, USA
Willy Ronis, gehört in Frankreich zu den am meisten publizierten Fotografen. Es existieren über 20 Bildbände in französischer Sprache sowie weitere Bildbände, erschienen in Japan, Italien und anderen Ländern.
in Deutschland:
- 2004 Prestel Verlag: Willy Ronis
- 2005 Taschen Verlag: Willy Ronis
- 2002 Phaidon Verlag: Paul Ryan, Willy Ronis: Willy Ronis (dt. Übersetzung von Hans H. Harbort)
- 2013 Kehrer Verlag: Markus Müller: Willy Ronis - Retrospektive, Heidelberg